[Aus dem Urlaub]: Bad Wildungen
In Bad Wildungen haben wir uns zunächst das Schloss Friedrichstein angesehen bevor wir dann zur Evangelischen Kirche, die gegenüber lag, spaziert waren. Schon einmal vorab: von dieser Kirche habe ich nur sehr wenige Bilder. Dafür gibt es vom Schloss Friedrichstein mehr zu sehen. Das ist doch auch was. Oder? *lach*.
Bad Wildungen ist eine Kleinstadt mit einem Heilbäderzentrum und Kurort. Er liegt im Landkreis Waldeck-Frankenberg (Lage: westliches Nordhessen). Bad Wildungen hat ca. 17.600 Einwohner und verfügt über insgesamt 13 Stadtteile. Ralf Gutheil von der SPD ist der Bürgermeister von Bad Wildungen.
Wen es interessiert: Geschichtliches
Knapp 80 Menschen fielen in den Jahren 1532 bis 1664 Hexenprozessen zum Opfer. Nicht jeder dieser Prozesse führte zu einer Veruteilung. Ebensowenig musste eine Verurteilung auch eine Hinrichtung bedeuten. In Folge eines solchen Prozesses konnte auch eine lebenslange Verbannung ausgesprochen werden.
Im Jahr 1532 fand in Wildungen der erste Hexenprozess statt. In den Jahren 1629 bis 1632, als Graf Christian von Waldeck herrschte, fanden 29 Menschen durch Hexenverfolgungen den Tod. Von 1650 bis 1664, unter Graf Philipp VII, wurden 38 Menschen getötet. 1656 kam es zu einem Prozess gegen Susanne Weber. Ihr Ehemann bat aufgrund der Prozesskosten um eine Beschleunigung des Ablaufs. Letztlich wurde entschieden, dass Susanne Weber sterben sollte (geboren 1614 starb sie im Alter von nur 42 Jahren). Ihr letzter Wunsch, begraben zu werden, wurde ihr nicht erfüllt.
Die Wildunger Ratsfamilie im Fokus
Susanne Weber war die Tochter von Maria und Curt Rörig, einem Bäckermeister und Ratsherrn. Sie war mit einem deutlich älteren Mann verheiratet. Nebst weiteren Familien stand auch diese im Fokus der damaligen Hexenverfolgungen. Grund hierfür war, dass die Richter die Annahme vertraten, dass die Anfälligkeit für die Versuchungen des Teufels vererbbar waren.
Ihre Mutter, Maria Rörig, wurde wegen des Verdachts auf Hexerei inhaftiert und gefoltert. Dieser hielt sie ein Jahr lang stand. Letztlich wurde Maria Rörig nicht verurteilt, sondern freigelassen. Aber vom Verdacht der Hexerei war sie dennoch nicht befreit.
Ursula Jostin, Maria Rörig’s Schwester, wurde ebenso verfolgt. Sie wurde jedoch krank und verstarb in der Haftstube des Rathauses. Maria Magdalena Hartwig und Margaretha Rhodin, zwei weitere Schwestern von Maria Rörig, wurden vor Gericht gestellt. Während Maria Magdalena Hartwig nicht verurteilt wurde, konnte Margaretha Rhodin rechtzeitig fliehen, musste jedoch ihre Kinder zurücklassen.
Susanne Weber, die Tochter von Maria Rörig, hatte eine Schwester. Sie hieß Anna Margaretha Gesner. Sie wurde im Frühjahr des Jahres 1654 verhaftet. Sie starb an schweren Misshandlungen im Gefängnis. Grund für die Verhaftung war ein Streit mit der Ehefrau des Stadtschuldheiß. Sie wurde auf der “Hexenwiese” begraben.
Peter Rörig, Maria Rörig’s Schwager, gestand Teufelsbuhlschaft und die Verwandlung in Wolfsgestalt. Dieses Geständnis folgte nach vorheriger Folter. Der Bäckermeister und Ratsherr starb am 20. November 1655. Er wurde enthauptet und am Galgenberg verbrannt. Seine Tochter war ein Jahr zuvor unter Folter gestorben.
Quelle: Wikipedia (Bad Wildungen) & Wikipedia (Susanne Weber)
Nach so viel Geschichte kommen wir nun zu meinen Bildern, die ich in Bad Wildungen vom Schloss Friedrichstein gemacht habe. Auch über das Schloss Friedrichstein habe ich noch ein paar wenige Informationen für Euch, die jedoch nicht ausufern werden.
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Unterhalb des schönen Schlosses lag ein kleiner Parkplatz mit Lapidarium ↓, das verschlossen war. Ein Lapidarium, das wusste ich vorher nicht, ist eine Sammlung von Steinwerken (z. Bsp. Skulpturen, Grabsteine u. ä.). Die Bezeichnung leitet sich vom lateinischen Wort Lapis für Stein ab. Na, wer hat wieder etwas dazu gelernt? *lach* Oder war ich etwa die Einzige, die das nicht gewusst hat? *grübel*.


Diese beiden Bilder ↑↓ zeigen einen Teil des Innenhofs des Schlosses. Hierbei handelt es sich um den Nordflügel. Ich habe ihn gleich mal aus zwei verschiedenen Richtungen aufgenommen, wovon mir allerdings die erste Aufnahme, also das obere Bild ↑, besser gefällt. Auf dem unteren Bild seht ihr am Bildrand grüne Sitzbänke. Dahinter erstreckte sich eine Mauer. Einen Teil dieser Mauer könnt ihr Euch auf dem zweiten Bild unten ↓ ansehen.


Das Schloss Friedrichstein ist ein barockes Schloss. Es steht auf dem Schlossberg in Altwildungen, einem der insgesamt 13 Stadtteilen von Bad Wildungen. Dieses Schloss hat schon einiges hinter sich bringen müssen *lach*. Zunächst war es eine gotische Burg, danach ein barockes Schloss und hiernach wurde dort eine Jugendherberge und ein Hotel eingerichtet. Heute dient das Schloss Friedrichstein als Museum und Restaurant und hat zudem ein schönes, kleines Schloss Café zu bieten ↓.

Im Jahr 1200 baute Graf Friedrich von Thüringen auf dem heutigen Schlossberg (303 Meter über NN) eine gotische Burg. 1260 wurden die Grafen von Waldeck Eigentümer der Burg. Graf Josias II von Waldeck führte im Jahr 1663 den Umbau der Burg zu einem barocken Schloss durch. Zwei Jahre danach, also 1665, entwarf der Bildhauer Rudolf Kippenhahn ein rustiziertes Portal mit gebrochenem Giebel und Wappen. Auch das barocke Treppenhaus gestaltete er. 1678 ließ die Frau des Grafen Josias II, der mittlerweile verstorben war, einen Flügel des Schlosses abreißen, der trotz Umbau noch erhalten war, und ersetzte diesen mit einem neuen Torflügel. Einzig der gotische Rundturm der mittelalterlichen Burg mit Haube und Laterne blieb erhalten. Diesen Rundturm könnt ihr auf dem ersten Bild im Beitrag oben sehen.


Den Nordflügel des schönen barocken Schlosses habt ihr bereits gesehen. Auf den Bildern oben ↑ ist nun der Südflügel zu sehen, an dem auch das Schloss Café (rechts außen am Bildrand des 1. Bildes), liegt. Auch den Südflügel habe ich auch zwei verschiedenen Richtungen fotografiert, wovon mir die erste Aufnahme am besten gefällt.
Graf Friedrich Anton Ulrich von Waldeck war der Namensgeber für das Schloss. Er ließ das Schloss insgesamt 7 Jahre lang (von 1707 bis 1714) renovieren und verarbeitete dabei Eindrücke seiner weitläufigen Reisen und die Erfahrungen, die er beim Bau der Schlösser in Bad Arolsen und Bad Pymont gesammelt hatte. U. a. vollendete Graf Friedrich Anton Ulrich von Waldeck den Entwurf, welcher von Josias II begonnen wurde, und errichtete den Südflügel mit der davor liegenden Terrasse.

Diese Tür ↑ mit den beiden schönen Lampen links und rechts (und dem unschönen Schild davor) führte in’s Schlossinnere. Doch ein Blick hinein blieb uns leider verwehrt. Wäre auch zu schön gewesen *traurigguck*. Dafür gibt es nachfolgend noch eine Detailaufnahme ↓, welche den oberen Teil dieser Tür zeigt.


Und durch dieses Tor ↑ verließen wir den schönen Schlossinnenhof wieder. Das Tor liegt am Nordflügel des Gebäudes. Hindurch gegangen erwartete uns auf dem Rückweg dieser Anblick ↓. Und wieder könnt ihr schöne Fachwerkhäuser sehen. Und am rechen Bildrand seht ihr den Turm der evangelischen Kirche, die wir zwar besucht haben, aber in der ich kaum Bilder geschossen habe.
Auf dem Bild könnt ihr auf der linken Seite auch noch ein Haus mit Dachgiebeln sehen. Als wir daran vorbei gingen, musste ich unbedingt noch ein Foto von der Haustür machen. Diese seht ihr auf dem zweiten Bild unten ↓. Sie ist eigentlich nichts Besonderes und trotzdem war sie mir ein Bild wert.


(Quelle bzgl. der Fakten über das Schloss Friedrichstein: Wikipedia)
Beim Einfügen meines Wasserzeichens auf die Bilder fiel mir gerade auf, dass ich überhaupt gar kein Bild von der Kirche an sich, also der Außenansicht, gemacht habe. Warum denn das nicht? Wie blöd war das denn? Also manchmal…aber gut, lässt sich jetzt nicht mehr ändern. Wer jedoch gerne wissen möchte, wie die Evangelische Kirche von Altwindungen von Außen aussieht, der findet ein paar Bilder auf Wikipedia. Wikipedia ist auch die Quelle, aus der ich mein Wissen über diese Kirche erworben habe, welches ich nachfolgend sehr gerne mit Euch teilen möchte.

Die Philipp-Nicolai-Kirche in Altwindungen liegt in der Schlossstraße ganz in der Nähe zum Schloss Friedrichstein. Es handelt sich um ein Gebäude, das denkmalgeschützt ist. Benannt wurde es nach dem Kirchenliederdichter Philipp Nicolai. Auf dem Bild oben ↑ seht ihr den Altar und die Kanzel.

Das Bild oben ↑ zeigt die Rensch-Orgel. 1902 wurde der Vorgänger dieser Orgel von Eduard Vogt (Orgelbauer) als Opus 103 erbaut. 1951 wurde sie durch eine Firma umgebaut. So wurden hierbei die Windladen neu gebaut und aus zuvor acht Register wurden sieben.
Die heutige Orgel, so wie ihr sie auf dem obigen Bild sehen könnt ↑, wurde von der Firma Richard Rensch aus Lauffen im Verlauf des Jahres 2014 gebaut. Eingeweiht wurde sie am 21. Dezember 2014, dem 4. Advent. Sie verfügt über 17 Register, die sich auf zwei Manuale und ein Pedal verteilen.

Das Bild oben ↑ zeigt eine Seiteneingangstür aus Holz. Sie gefiel mir gut. Es ist nicht das ultimative Motiv, trotzdem gehörte sie irgendwie zu dieser Fotostrecke dazu. Und mehr Bilder habe ich auch nicht von der Philipp-Nicolai-Kirche gemacht. Als wir wieder hinaus traten, konnte ich neben dem Kirchengebäude noch einen kleinen feinen “Lost Place” entdecken ↓. Was das ist/war kann ich nicht sagen. Als Motiv fand ich es aber durchaus interessant.

Soderle…fast geschafft. Unsere Erkundungstour ist fast zu Ende. Aber ich habe noch ein letztes Motiv für Euch. Kurz bevor wir wieder am Parkplatz, auf dem unser Auto stand, ankamen, sprang mir noch eine Tür ins Auge, die ich unbedingt noch fotografieren wollte ↓. Der Türgriff ist ja wohl der Hammer. Oder?




Morgen, 11.09.2023, entführe ich Euch dann an den wunderschönen Edersee, einem Stausee. Wir haben an einem sonnigen Tag einen erlebnisreichen Ausflug dorthin unternommen.
6 Kommentare
Fraukografie
Huhu liebe Sandra,
aus dieser Urlaubsbilderserie gefallen mir die Detailaufnahmen am meisten. 🙂
Eine bewegende Geschichte, die du da über die “Hexen”familie niedergeschrieben hast. Unglaublich, was früher da in Sachen Hexenverfolgung abgelaufen ist und eigentlich müsste man meinen, dass wir heute zivilisierter sind. Nun ja, in den allermeisten Fällen wird heute keiner mehr umgebracht, der “anders” ist und von der Norm abweicht … nur die Hexenverfolgung durch leider noch zu viele Menschen gibt es immer noch. Heute eben auf andere Art und Weise und das Internet ist da nicht gerade hilfreich.
LG Frauke
Sandra
@Fraukografie:
Liebe Frauke!
Dankeschön. Ich kann Dir in allem nur zustimmen. Die “Hexenverfolgung” heutzutage sieht anders aus, aber geben tut es so etwas leider immer noch.
Viele Grüße, Sandra!
Elke
Liebe Sandra,
jetzt schalte ich mal kurz den Angeber-Modus an 😂: Ich hab’s gewusst (Großes Latinum im Abi mit 1) – aber inzwischen könnte ich kaum noch irgendwelche lateinischen Inschriften außer den Klassikern übersetzen 😶🌫️. Angeber-Modus wieder aus.
Deine Fotos gefallen mir sehr. Und wenn ich was über Hexenprozesse lese, läuft es mir immer kalt den Rücken runter. Diese grüne Tür sieht fantastisch aus, aber der Türgriff – gerade in Verbindung mit dem, was du über Hexenprozesse geschrieben hast – sieht doch fast ein bisschen nach einem Teufelskopf aus. In Bad Wildungen war ich auch noch nie. Das gilt eigentlich für ganz Nordhessen, außer Edersee. Ziemlich peinlich für eine Hessin.
Herzliche Grüße – Elke
Sandra
@Elke:
Liebe Elke!
Du Streber *knipsauge*. Ja, die Türklinke sieht echt wie ein Teufelskopf aus, das stimmt wohl. Die Hexenprozesse in Bad Wildungen bzw. damals noch Wildungen jagten auch mir einen Schauer über den Rücken. Bad Wildungen ist sehr schön, auch lohnenswert, dort einmal hin zu fahren. Der Edersee war traumhaft schön, aber auch ein bisschen schaurig *grins*. Und ich kann Dich beruhigen: ich war auch noch nicht überall bei uns im Saarland, obwohl mein Bundesland ja ziemlich klein ist, aber auch mir fehlen hier noch diverse Ecken.
Viele Grüße, Sandra!
Andreas
Danke, Danke, Danke für die fundierten Informationen. Ich persönlich mag es immer gerne wenn solche Infos dabei sind.
Beim Lapidarium hätte ich gedacht, es enthält eine DSammlung unwichgtiger Dinge, Lapidar eben. Nun bin ich schlauer!
Und ja, der Türgriff hat wirklich was. Kein Wunder dann mit den Hexenprozessen, wenn der Teufel schoin fürs Türöffnen zuständig ist.
Gruß
Andreas
Sandra
@Andreas:
Lieber Andreas!
Bitte, bitte, bitte *lach*. Ich versuche immer etwas Hintergrundinformationen in die Beiträge mit einfließen zu lassen. Meistens muss ich mir diese aus diverse Quellen beziehen. Ich dachte zunächst auch an den Begriff “lapidar”, weil er einem irgendwie sofort in den Sinn kommt. Oder? Aber der GöGa hat mich dann aufgeklärt und im Nu war ich schlauer. Ja, die Klinke sieht echt aus wie der Teufel.
Viele Grüße, Sandra!