JPG, RAW oder JPG und RAW?
Nachdem ihr Euch so rege an der Frage “Sucher oder Display? Wie fotografierst Du?” beteiligt habt – vielen Dank im übrigen an Alle, die kommentiert haben – stelle ich Euch heute die Frage “JPG, RAW oder JPG und RAW?“
Was ist JPG? (ja, ich weiß, dass das Jeder von Euch weiß *grins*)
JPG-Dateien gehören zu dem am häufigsten verwendeten Bildformat. JPG bzw. JPEG ist die Abkürzung von Joint Photographic Experts Group und wurde in den 1990er Jahren entwickelt. JPG-Dateien unterstüzten eine Farbtiefe bis zu 24-Bit. Sie lassen sich einfacher speichern und verschicken, da sie – aber mit Verlusten! – komprimiert werden. Bedeutet: durch die Komprimierung geht die ursprüngliche Bildqualität in Teilen verloren. Eine gute Option ist dieses Format für den alltäglichen Gebrauch dennoch. JPG-Dateien lassen sich in jedem Bildbearbeitungsprogramm problemlos öffnen. Ausnahmen bestätigen die Regel, aber davon gibt es nur wenige. Allerdings bieten sie dem Fotografen im Rahmen der Nachbearbeitung seines Bildes nur begrenzte Möglichkeiten.
Was ist RAW?
Im Gegensatz zu JPG ist RAW keine Abkürzung. RAW bezeichnet eine unbearbeitete Bilddatei. RAW-Dateien bieten dem Fotografen eine enorme Flexibilität im Bereich der Bildbearbeitung. Es handelt sich hier quasi um das Negativ einer Fotografie. Die Komprimierung einer RAW-Datei geschieht immer ohne Verluste im Gegensatz zu einer JPG-Datei, die immer Verluste mit sich bringt. Bei einer Fotografie, die im RAW-Format aufgenommen wurde, bleiben demnach alle Details erhalten. Der Fotograf hat im Rahmen der Nachbearbeitung via einem Bildbearbeitungsprogramm, z. Bsp. Adobe Photoshop, unendlich viele Möglichkeiten, das Bild zu entwickeln (z. Bsp. Weißabgleich, Farbtöne, Belichtung u. v. m.). RAW-Dateien können z. Bsp. in JPG-Dateien konvertiert werden.
Nun zu meiner Frage: JPG, RAW oder JPG und RAW?
Wie ich es mache!
Bietet die Kamera beide Bildformate an, so entscheide ich mich immer dazu, meine Bilder gleichzeitig in JPG und RAW aufzunehmen. Allerdings, das muss ich dazu sagen, verwende ich die RAW-Dateien nie bzw. nur in besonderen Situationen. Warum? Zum Einen ist die Bearbeitung einer RAW-Datei natürlich aufwendiger als die Bearbeitung einer JPG-Datei und zum anderen achte ich bereits vor der Aufnahme darauf, die für die jeweilige Szene bzw. für das jeweilige Motiv korrekten Einstellungen an der Kamera zu wählen. Dazu gehört natürlich auch, das Bild gleich bestmöglich zu belichten. Darum stellen mich meine JPG-Dateien überwiegend zufrieden und ich lasse die RAW-Dateien außer Acht.
Somit könnte ich mich durchaus auf die JPG-Dateien verlassen, aber da ich mir selbst manchmal nicht über den Weg traue, behalte ich auch die RAW-Dateien bei. Manchmal bemerkt man erst während der Bearbeitung, dass ein Bild doch nicht so schön, farbintensiv o. ä. geworden ist und in dem Moment ist man dann doch froh, wenn man dank des RAW-Formats tiefergehende Bearbeitungen vornehmen kann, um der Aufnahme zu “Glanz” zu verhelfen.
Ich ziehe RAW-Dateien zur Entwicklung nur dann heran, wenn ich die Bilder, die ich geschossen habe, für andere, z. Bsp. Familienmitglieder (Porträtaufnahmen, Taufen, Hochzeiten etc.), angefertigt habe. Denn sie sollen nicht nur gute Fotos bekommen, sondern nahezu perfekte Aufnahmen, die sie ein Leben lang an ihren besonderen Tag bzw. an ihre besondere Feier erinnern sollen. Und dafür setze ich mich auch gerne mit Überstunden an die Bearbeitung!
An der Bearbeitung der Bilder aus meiner letzten Session saß ich 14 Tage. Ich habe pro Tag zwischen 4 und 5 Bilder bearbeitet. Mehr wollte ich nicht, denn die Konzentration ließ nach max. 2 Stunden Bildbearbeitung einfach nach und schluderig werden war nicht mein Ziel. Das Ergebnis waren 65 wunderschöne Bilder, über die sich die Empfänger unglaublich gefreut haben. An dem Tag des Shootings insgesamt geschossen habe ich 159 Bilder.
16 Kommentare
Johannes / Gannis
Hallo Sandra,
vielen Dank für den wirklich tollen und spannenden Artikel. Ich glaube, dass es einige Leute gibt, die den Unterschied zwischen RAW und JPG gar nicht kennen. Zu meiner Schande muss ich auch gestehen, dass ich mich lange an RAW auch nicht herangetraut habe. Mittlerweile fotografiere ich selbst am Smartphone jedoch in beiden Formaten und das mit denselben Hintergedanken wie den deinen.
Ganz allgemein freue ich mich immer, wenn auch mal solche Themen aufgegriffen werden, den ich habe früher gedacht, eine Menge über Fotografie zu wissen und muss mir heute eingestehen, es ist nur ein Bruchteil von dem Know-how, das Andreas besitzt.
Wenn es um das Knipsen mit dem Smartphone geht, bin ich wirklich voll in der Materie, aber hier, da freut es mich, wenn ich noch etwas lernen und mich weiterbilden kann.
Vielen Dank also dafür.
Sandra
@Johannes/Gannis:
Lieber Johannes!
Bitte, gerne geschehen. Ich habe dieses und die übrigen Themen aufgegriffen, da ich derzeit einfach keine Fotos vorzuweisen habe, aber das Blog nicht leer lassen möchte. Es gibt BesucherInnen, die diese Beiträge wirklich aufmerksam lesen, es gibt aber auch welche, die sie völlig ignorieren oder nur halbherzig lesen. Das ist aber okay! Diese Beiträge sind nicht jedermanns Fall. Wenn ein Beitrag nur von einem Leser/einer Leserin aufmerksam gelesen wird, hat sich die Arbeit schon gelohnt.
Viele Grüße, Sandra!
Birgit M.
Moin,
im Moment fotografiere ich ausschließlich mit JPG. Egal, mit welcher Kamera ich unterwegs bin. Eine Zeit lang habe ich mit beidem fotografiert, muss aber dazu sagen, das ich zum einen für die stundenlange Nachbearbeitung keine Geduld habe und zweitens, das ich das Gefühl habe, bei den Bildprogrammen, die ich kostenlos testen durfte (Luminar Neo u. a.) vorher noch ein Studium belegen muss. Dazu fehlt mir – wie schon gesagt – die Geduld und auch die Zeit. Mit der Kameratechnik habe ich mich dieses Jahr zum ersten Mal überhaupt näher beschäftigt. Musste den Kurs aber abbrechen, da die Zeit nicht mehr hatte (kranker Partner).
Sandra
@Birgit M.
Liebe Birgit!
Man muss sich an ein Programm zunächst gewöhnen. Je umfangreicher ein Programm ist besto länger die Einarbeitungszeit. LuminarNEO nutze ich hauptsächlich, neben Photoshop Elements 2023. Ich mag LuminarNEO sehr. Man hat unglaublich viele Möglichkeiten der Bildentwicklung und das finde ich wirklich top. Aber auch ich habe eine gewisse Zeit der Einarbeitung gebraucht bis ich wusste, was das Programm so alles zu bieten hat. Aber ich weiß, es steckt noch mehr drin, als ich bisher weiß. Daher habe ich mir mal das umfangreiche Handbuch besorgt.
Ich habe leider auch nicht immer die Zeit, die ich bräuchte, um mich damit auseinander zu setzen. Aber hin und wieder gibt es stille Momente, in denen ich dann diesem Hobby fröhnen kann. Ich finde übrigens, das Photoshop Elements 2023 ein recht gutes, übersichtliches Programm für Anfänger ist. Allerdings: auch hier braucht es Zeit, bis man weiß, wo was zu finden ist. Aber dennoch: empfehlenswert.
Viele Grüße, Sandra!
Fraukografie
Huhu liebe Sandra,
ich zitiere dich erst mal. 🙂
“und zum anderen achte ich bereits vor der Aufnahme darauf, die für die jeweilige Szene bzw. für das jeweilige Motiv korrekten Einstellungen an der Kamera zu wählen. ”
Das macht man ja auch, wenn man ausschließlich in RAW fotografiert, denn auch ich möchte ja hinterher möglichst wenig nachbearbeiten müssen. Je besser ich vorher einstelle, umso weniger Arbeit habe ich mit dem Bild. Und das beantwortet auch quasi schon deine Frage … ich fotografiere ausschließlich in RAW.
Wenn du wie oben geschrieben in 2 Stunden nur 4 bis 5 Bilder bearbeitet bekommst, dann hätte ich da auch keine Lust zu. Die Frage ist aber, warum du überhaupt so lange brauchst.
Vielleicht wäre mal eine Schulung für dein genutztes Bildbearbeitungsprogramm sinnvoll, damit du weißt, wo du am besten wann an welchen Reglern drehen musst, um schneller zum Ziel zu gelangen.
Also nicht falsch verstehen, dass soll nicht despektierlich rüberkommen. Nur 4 bis 5 Bilder in 2 Stunden ist einfach nicht nicht normal eigentlich.
Vielleicht schwenkst du dann auch noch um, wenn du merkst, dass du plötzlich viel schneller voran kommst. 🙂
LG Frauke
Sandra
@Fraukografie:
Liebe Frauke!
Danke, dass Du Dich auch hieran beteiligt hast. Für die letzte Session habe ich so lange gebraucht, da ich – in der Tat – mit meinem damaligen Bildbearbeitungsprogramm (Darktable) so meine kleinen (und manchmal auch großen) Schwierigkeiten hatte. Das Programm war zwar äußerst umfangreich, jedoch empfand ich es als unübersichtlich.
Zuvor hatte ich die Software von Canon selbst genutzt, das ging eigentlich ganz gut – und relativ flott. Doch ich wollte mal etwas Neues ausprobieren und mal gucken, ob andere Programme ggf. noch mehr zu bieten haben. Hätt’ ich’s mal gelassen. Wie dem auch sei…Darktable nutze ich nicht mehr. Ja, ich hätte bei der letzten Bearbeitung auch leicht wieder auf Canon umschwenken können, frag’ mich nicht, weshalb ich es nicht getan hab’ *knipsauge*.
Ich greife für die Bearbeitung meiner RAW-Dateien wohl wieder auf das Altbekannte zurück (Canon Software) und ich arbeite mich in LuminarNEO ein. Dieses Bildbearbeitungsprogramm bietet ja auch die Möglichkeit, RAW-Dateien zu bearbeiten, doch in LuminarNEO habe ich das bis jetzt nicht in Angriff genommen. Aber ich habe ein prall gefülltes über 400 Seiten starkes Handbuch zu LuminarNEO und darin ist auch etwas über die Entwicklung von RAW-Dateien zu finden. Da ich LuminarNEO ja bereits eine Zeitlang nutze und damit sehr gut zurecht komme, wird es auch nicht allzu schwierig sein (hoffentlich!) damit auch die RAW-Dateien zu entwickeln.
Da ich sowohl in JPG- als auch in RAW fotografiere, habe ich mir nun vorgenommen, statt den JPG’s mal die RAW’s zu nehmen. Da mir die Canon Software bereits geläufig ist, teste ich nun mal die RAW-Entwicklung in LuminarNEO. Ob ich irgendwann nur noch in RAW fotografiere bleibt abzuwarten. Vielleicht schwenke ich ja tatsächlich komplett auf RAW um. Man soll ja niemals nie sagen!
Jedenfalls “danke”, denn Dein Kommentar hat mich jetzt auch dazu bewogen, mir die RAW-Entwicklung wieder mit nem anderen Bildbearbeitungsprogramm anzugucken.
Viele Grüße, Sandra!
Fraukografie
Huhu liebe Sandra,
ja, mit Luminar NEO solltest du schon ganz gute Ergebnisse erreichen denke ich.
Nur die Presets kannst du da eigentlich vernachlässigen … finde ich zumindest. Lieber selbst an den Reglern drehen.
Viel Erfolg und Spaß beim Ausprobieren. 🙂
LG Frauke
Sandra
@Fraukografie:
Liebe Frauke!
Das glaube ich auch. LuminarNEO ist eigentlich ein sehr gutes Bildbearbeitungsprogramm. Nun ja, finde ich zumindest. Presets, die habe ich natürlich auch *lach*. Ich habe mir sogar noch welche dazu gekauft, sobald welche im Angebot waren. Ich find’ sie nicht alle gut, aber viele schon. Allerdings habe ich bisher nur sporadisch welche eingesetzt. Wollte sie mir aber nochmals näher betrachten…
Viele Grüße, Sandra!
Elke Heinze
Eindeutig RAW, liebe Sandra. Und mehr dazu habe ich mal auf meinem Fotoblog geschrieben: https://fotografierengehen.de/2023/02/12/raw-oder-jpeg-ist-bildbearbeitung-betrug/
Den Blog gibt es noch, konnte mich noch nicht davon trennen *lach*. Aber es gibt dort nichts Neues mehr.
Herzliche Grüße – Elke
Sandra
@Elke Heinze:
Liebe Elke!
Wups…ja, ich erinnere mich daran. Damals hatten wir, wie ich gerade wieder gesehen habe, uns in den Kommentaren rege ausgetauscht *grins*.
Viele Grüße, Sandra!
Frau Momo
Früher nur JPEG, dann JPEG und RAW und seit geraumer Zeit nur noch RAW. Ich habe festgestellt, dass die JPEG Dateien nur Speicherkapaziäten binden und ich sie tatsächlich nie benutze. Ich bearbeite alle Fotos im RAW Format. Früher habe ich mir deutlich weniger Mühe mit der Bearbeitung gemacht als heute.
Sandra
@Frau Momo:
Liebe Frau Momo!
Früher war ich auch nur bei JPG. Dann kam bei mir auch JPG und RAW. Nur, ich bin dabei geblieben, während Du auf “nur RAW” geweschelt bist *lach*. Bei mir ist das umgekehrt. Ich nutze die JPG-Dateien und die RAW-Dateien fliegen meist weg. Allerdings: wenn ich tatsächlich die notwendige Zeit habe, dann setze ich mich auch schon mal an die Entwicklung von RAW-Bildern.
Viele Grüße, Sandra!
Bernhard
JPG+RAW liebe Sandra,
die Digitale Dunkelkammer wird dankbar sein 🙂
LG Bernhard
Sandra
@Bernhard:
Lieber Bernhard!
Ich auch, JPG plus RAW. Da ticken wir wohl gleich *grins*.
Viele Grüße, Sandra!
Andreas
Hallo Sandra
Danke für die interessante Frage.
Ich fotografiere fast ausschließlich in RAW, möchte gerne die Bildbearbeitung in meinen Händen wissen.
Ausnahme, mit der Lumix FZ300, da nehm ich .jpg.
RAW UND jpg zusammen verwende ich eigentlich auch so gut wie nie.
Gruß
Andreas
Sandra
@Andreas:
Lieber Andreas!
Das ist ein sehr guter Ansatz, lieber Andreas. Und ich finde es super, dass Du sagst, dass Du die Bildbearbeitung in Deinen Händen wissen möchtest. Mir fehlt häufig die nötige Zeit, um die RAW-Dateien zu entwickeln, weil dies ja doch pro Bild sehr viel Zeit in Anspruch nehmen kann. Daher verlasse ich mich häufig nur auf das JPG-Format und denke, dass meine Bilder auch in der Form gut rüberkommen. Nur für ganz besondere Anlässe, z. Bsp. Hochzeitsporträts, da nehme ich vorzugsweise die RAW-Dateien, damit ich jedes einzelne Bild möglichst von Grund auf entwickeln kann. Dann lasse ich mir damit auch Zeit und meine Freunde müssen schon mal 2 bis max. 3 Wochen auf ihre Bilder warten, doch sie wissen, das Warten lohnt sich *lach*. Von daher warten sie gerne drauf!
Bei den letzten Hochzeitsporträts, die ich gemacht habe, gab es sogar Tränen der Freude und Rührung. Ey, wenn es dazu kommt, dann hab’ ich alles richtig gemacht *grins*.
Viele Grüße, Sandra!